Niki Popper als Experte im österreichischen TV

  • 29.01.2020
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Mittlerweile gibt es bestätigte Corona Virus Erkrankungen in Frankreich, Finnland und Deutschland. In Österreich gibt es nach wie vor keine bestätigten Fälle, aber der Fall in Deutschland zeigt sehr anschaulich wie die Ausbreitung passiert und wie man sie auch in unseren Bevölkerungsmodellen modellieren kann.

Zwei Szenarien veranschaulichen den Effekt unterschiedlicher Verhaltensweisen. Anm.: Die willkürliche Nummerierung entspricht den firmeninternen Szenarien.

Szenario 2: Wenn Menschen nicht rechtzeitig zu Hause bleiben und so abgeschirmt werden können, dass die Ansteckungsmöglichkeit durch Kontakte effektiv eingeschränkt wird, würde folgendes passieren: nach der lokalen Ausbreitung mit einer hohen Auslastung der Krankenhäuser, ergibt sich über soziale Kontaktnetzwerke eine Ausbreitung über ganz Österreich. (Kontakte zu Süddeutschland sind hier vernachlässigt, das könnte natürlich auch passieren). Dabei gehen wir jetzt noch von einer Ansteckungswahrscheinlichkeit im Bereich der Influenza aus, was, laut Einschätzung der AGES, vermutlich überschätzt ist.

Interessant ist, dass nach einiger Zeit ein „Peak“ entsteht, es zu einer starken Ausbreitung kommt. Das passiert, wenn die Kontaktrate nicht unter einen bestimmten Wert gedrückt werden kann. Um das zu verhindern, ist die Absage der Großveranstaltungen zum chinesischen Neujahrsfestes sicher positiv zu bewerten. Die Gesamtabschirmung von Wuhan ist hingegen in Europa weder umsetzbar, noch dürfte sie wirklich sinnvoll sein. Die Ausbreitung bleibt in dem Szenario zum großen Teil auf Ballungszentren beschränkt.

Szenario 4: hier wird Kontaktrate und die Zeitspanne bis zu einer eigenständigen Isolation (zu Hause bleiben) oder Isolation im Krankenhaus niedriger angenommen. Wenn man einfache Hygienestandards einhält bzw. bewusst verstärkt (Hände waschen, Hände schütteln vermeiden, möglichst Menschenansammlungen umgehen) kann man selbst sehr viel beitragen, damit sich die Epidemie nicht ausbreitet. Wenn man trotzdem erkrankt sollte man unbedingt zu Hause bleiben und Kontakte auf das absolute Minimum reduzieren. Die Versorgungskette der Krankenhäuser, wie etwa dem KAV (Krankenanstaltenverbund Wien) ist aktuell gut umgesetzt, potentiell Erkrankte werden so bald wie möglich isoliert bis klar ist ob sie infiziert sind. Diese Verhaltensweisen und Strategien können im Netzwerkmodell abgebildet werden und zeigen einen überraschend starken Effekt: sowohl die Gesamtzahl der Infektionen, als auch die Geschwindigkeit der Ausbreitung werden drastisch reduziert.

Die Simulation kann schrittweise mit neuen Erkenntnissen und Daten verfeinert und verbessert werden, dazu zählen Wahrscheinlichkeit der Infektion bei Kontakten, Erkrankungsverlauf in Abhängigkeit von sozio-demographischen Parametern u.v.m.

Anmerkung: Das auf Puls24 gezeigte „Worst Case Szenario“, von Mittwoch dem 29.1.2020, ist wie es heißt. Als „Worst Case Szenario“ dient es dazu aufzuzeigen, dass Panik nicht angebracht ist. Sehr wohl aber ein vernünftiges Handeln – individuell als auch von Seiten der Gesundheitseinrichtungen. In der aktuellen Situation hilft vor allem besonnenes Handeln dabei die Ausbreitung einzudämmen.