COVID-19, die Feiertage und das Ansteckungsrisiko

  • 16.12.2020
post-image

Oder: warum es gerade jetzt darauf ankommt, dass wir unsere Kontakte maximal einschränken

Mit den bevorstehenden Feiertagen stellt sich die Frage: welche Familienteile soll man besuchen und wie sicher ist das? Für viele war es bisher üblich an einem Tag die „eigene“ Familienseite und am anderen die Schwiegerleute zu besuchen. Dazwischen vielleicht ein paar Verwandte treffen und zu Silvester dann mit den Freunden gemeinsam ins Neue Jahr feiern…

Und wie sollen wir heuer feiern, mit COVID-19?

Das große Problem bei der COVID-19 Epidemie ist die rasche Ausbreitung der Krankheit. Das Virus verhält sich dabei wie eine Feuersbrunst: es kann sich nur dann schnell ausbreiten, wenn es genug „Nahrung“ findet – im Fall des Virus: gesunde Personen. Und das geschieht dann, wenn Menschen viele (persönliche) Sozialkontakte haben und pflegen.

Die treibende Rolle spielt hier, dass jeder Mensch sein eigenes, von anderen verschiedenes, Kontaktnetzwerk hat. Erst die Überlappung dieser Netzwerke ermöglicht es dem Virus sich wie ein Flächenbrand zu verbreiten, wie ein einfaches Beispiel zeigt.

Wenn Person A mit zehn anderen Personen bei einer Geburtstagsfeier in Kontakt ist (Ebene #1), dann hat sie hier zehn Kontakte. Wenn jede dieser zehn Personen in den nächsten Tagen – der Einfachheit halber – zehn eigene FreundInnen trifft (bei privaten Treffen, Feiern oder in der Arbeit – Ebene #2), dann sind nun (10 * 10 = ) 100 weitere Personen betroffen. Diese Personen haben wiederum ihre separaten Kontakte (Ebene #3), was jetzt bereits 1.000 Personen sind (100 * 10) und einen Schritt später (Ebene #4) sind es schon 10.000 zusätzliche. Insgesamt also 1+10+100+1.000+10.000 = 11.111 Personen.

Der Schneeballeffekt ist verantwortlich für die explosionsartige Ausbreitung von COVID-19 Der Schneeballeffekt ist verantwortlich für die explosionsartige Ausbreitung von COVID-19. Bei jeweils 10 Kontakten werden nach drei Ebenen bereits 1.000 Personen erreicht.

Was wäre, wenn in diesem Netzwerk alle Betroffenen ihre Sozialkontake um die Hälfte (also 50%) reduzieren würden? Wie lange würde es dann dauern, bis mehr als 10.000 Menschen in der Infektionskette sind? Unsere Ursprungsperson A hat nun fünf Kontakte (Ebene #1). Diese fünf Personen haben in Ebene #2 wiederum jeweils fünf Kontakte – also 25 Betroffene. In der dritten Stufe sind es 125 weitere Kontakte und auf Ebene #4 sind es 625 (5 * 125). Ebene #5 hat 3.125 und Ebene #6 bereits 15.625. Es dauert also nur 2 Schritte länger, bis die 11.111 erreicht – und mit 15.625 Personen deutlich überschritten sind.

Bei einer Reduktion der Sozialkontakte um 70% (also drei statt zehn Kontakte) sind hingegen in Ebene #1 drei, auf Ebene #2 neun weitere und auf der dritten Ebene 27 Personen betroffen (insgesamt: 40 Personen). Auf Ebene #4 sind es 81, auf Ebene #5 weitere 243 Personen, auf Ebene #6 zusätzliche 729 und auf Ebenen #7 noch einmal 2.187 Personen. Selbst auf Ebene #8 (6.561 weitere Personen) sind insgesamt erst 9.841 Personen betroffen. Das sind noch immer deutlich weniger als im ersten Beispiel auf der 4. (11.111) und im zweiten auf der 6. Ebene (15.625)!

Erst in der 9. Ebene der Pyramide (19.683 zusätzliche) wird die Infektionskette der beiden vorigen Beispiele überschritten.

Natürlich stecken sich nicht alle Person in einem Netzwerk an. Aber so wie ein Feuer ohne Brennmaterial nur dahinglost, braucht das Virus gesunde Personen, um sich ausbreiten zu können – und je weniger Personen miteinander in Kontakt stehen, umso langsam kann sich das Virus verbreiten. Das positive bei der Reduktion von Sozialkontakten ist, das viel noch viel mehr hilft!

Für die Feiertage heißt das (leider): Kontakte auf das Minimum reduzieren. Denn je mehr Menschen sich (hintereinander) in Gruppen treffen, umso schneller kann das Virus sich ausbreiten – und die Fallzahlen wieder explodieren. Es liegt also nur an unserem Verhalten und unserer Kontaktreduktion, wie die Situation nach den Feiertagen aussehen wird.