COVID-19: Szenarienrechnungen für Sommer, Herbst & Winter 2022

  • 09.06.2022
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Neue Studie mit Langfrist-Simulationen analysiert mögliche Szenarien für das kommende Halbjahr

Um ein besseres Verständnis für die möglichen COVID-19-Herausforderungen des zweiten Halbjahres zu erhalten, hat die dwh GmbH, in Kooperation mit der TU Wien, DEXHELPP und der Gesundheit Österreich GmbH, eine Studie mit Langzeitsimulationen durchgeführt. Hintergrund der Studie war es mögliche Unsicherheiten wie etwa das Sinken des aktuellen Schutzniveaus oder den Einfluss neuer (Sub-)Varianten besser zu verstehen.

In Kürze zusammengefasst zeigt die neue Studie (Download der gesamten Studie als PDF), dass auch heuer wieder “Covid-Wellen” anstehen. Dies wird vor allem durch das rasche Sinken des in der Frühjahrswelle aufgebauten Immunschutzes begünstigt. Dieser Effekte kann durch Impfungen zwar gedämpft, aber nicht völlig abgebremst werden. Dadurch findet das Virus wieder genügend ungeschützte Personen was zur Bildung der neuen Wellen führt. Der positive Aspekt dabei ist, dass die Impfung deutlich besser gegen schwere Verläufe schützt als gegen eine Infektion, es also weiterhin möglich ist sich selbst mit hoher Wahrscheinlichkeit gegen Hospitalisierung zu schützen.

Zwanzig mögliche Szenarien analysiert

Aufgrund der Unsicherheiten beim Blick in die Zukunft wurden zwanzig potenzielle Szenarien definiert (für Details siehe PDF), welche mithilfe von Langzeitsimulationen berechnet und ausgewertet wurden.

Gemäß der Modellschätzungen verlieren circa 4,5 Millionen ÖsterreicherInnen ihren Schutz gegen Infektion mit der BA.2 Variante. Daher kommt es, unabhängig davon ob neue Varianten dominant werden, zu einer Vielzahl an Neuinfektionen. So ist die nächste Welle entweder bereits im Spätsommer oder erst im Oktober/November zu erwarten. Die Szenarien mit der früheren Welle führen danach zwar auf mehr, aber dafür niedrigere Wellen, da die im Sommer aufgebaute Immunkompetenz die Wucht der Herbstwelle reduziert.

Hinsichtlich der Impfung zeigen die Modelle, dass ein erfolgreiches Boosterprogramm (zweiter Booster für 50% der aktuell geboosterten) im Juli/August die Fallzahlen im Herbst um ca.15-20% reduziert, was im Modell etwa 250-350k vermiedenen bestätigten Fällen entspricht. Die Welle selbst, kann jedoch nicht vermieden werden. Besser wirkt sich dieses Impfprogramm auf die Reduktion der Spitalsauslastung aus. Hier kann, sowohl bei Normalbetten als auch bei Intensivbetten, die Maximalauslastung um etwa 25% gesenkt werden.


Eine Zusammenfassung der Studienergebnisse wurden heute im Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz präsentiert. Die Folien dieser Präsentation können sie hier herunterladen.


Anmerkungen und Einschränkungen

  • Diese Studie baut auf der (am 2.März 2022) veröffentlichten Auswertung „Dynamik des Immunitätsverlaufes der Österreichischen Bevölkerung gegen SARS-CoV-2 und COVID-19“ auf und verwendet die dort beschriebenen Methoden bzw. Annahmen zu Erwerb und Bestand von Immunisierung.
    Anmerkung: Diese Studie wird in den nächsten Wochen, gemeinsam mit KollegInnen der MedUni Wien, einem Update unterzogen.
  • Genauso wie die Vorarbeit hat auch die vorliegende Studie keinen Prognosecharakter. Die vorgestellten Szenarien beschreiben unterschiedliche epidemiologisch-plausible Zukünfte, die die Bandbreite der Möglichkeiten für die tatsächliche Zukunft zeigen sollen.
  • Genauso wie in der Vorarbeit stehen die Begriffe „x% Immunitätslevel gegen y“ oder „zu x% immun gegen y“ dafür, dass das Risiko für das Outcome y für die beobachtete Kohorte um x% gegenüber der vollständig immunologisch naiven Kohorte reduziert ist. Die Studie kann keine Unterscheidung treffen, ob das dadurch hervorgerufen wird, dass
    • alle Personen der Kohorte zu x% geschützt sind,
    • dass x% der Personen der Kohorte vollständig geschützt sind oder
    • es sich um eine Mischung der beiden Effekte handelt.
  • Entsprechend ist insbesondere der Schutz bzw. die „Immunität“ gegen Hospitalisierung zu interpretieren: Zum einen bezeichnen wir mit diesem Begriff den Schutz gegen das Event betrachtet, als COVID-19 Fall in Normal- oder Intensivbett in den jeweiligen Meldungen der Bundesländer aufzuscheinen. Diese Definition berücksichtigt nicht, ob sich die COVID-19 Erkrankung bei der jeweiligen Person tatsächlich um den Hospitalisierungsgrund handelt, oder ob die Person lediglich SARS-CoV-2 positiv ist, der eigentliche Aufnahmegrund aber ein ganz anderer ist. Insbesondere im Verlauf der Omikron Phase ist zweiteres ein wesentlicher Anteil der gemeldeten Fälle (für mehr Details, siehe Factsheet COVID-19 Hospitalisierungen der GOEG. Zum anderen wird, wie bereits beschrieben, der Schutz gegen Hospitalisierung relativ zum Hospitalisierungsrisiko eines immunologisch Naiven berechnet. Entsprechend ist dieser, im Gegensatz zu den Hospitalisierungszahlen/raten, von der Virulenz der jeweiligen Variante unabhängig.